Fehlstellungen des Knies können angeboren sein, aber auch auf Verletzungen oder Erkrankungen des Kniegelenks (vorzeitige Arthrose, Osteonekrose) beruhen. Sie führen zu einer Fehlbelastung in Form von Überbelastung des inneren Kompartimentes beim O-Bein bzw. des äusseren beim X-Bein. Daraus resultiert ein vorzeitiger Verschleiss des überlasteten Kompartimentes. Bei der O-Beinarthrose, die häufig bei Männern vorkommt ist, vor allem die innere Hälfte des Knies arthrotisch verändert. Der äussere Kniegelenksanteil ist in der Regel noch intakt. Bei der X-Beinarthrose, wie sie häufig bei Frauen auftritt, ist der äussere Teil des Knies hauptsächlich arthrotisch verändert.
Zur Korrektur der Fehlstellung bzw. der Behandlung der Arthrose raten wir in diesem Falle zu einer Umstellungsoperation. Vor der Beinachsenkorrektur wird unter der gleichen Anästhesie eine Kniespiegelung durchgeführt. Der Eingriff wird in Allgemeinnarkose oder Leitungsanästhesie durchgeführt.
Alternativen des Eingriffes
Es gibt viele Massnahmen, um die Folgen einer Arthrose zu mildern: Schmerzmittel, Knorpelernährungspräparate, dämpfende Schuheinlagen, Erlernung der besseren Kniestabilisation, Bewegungsübungen zur Verbesserung der Knorpelernährung.
Zur Beeinflussung der Beinachse können keilförmige Schuheinlagen und Kniestabilisierungsschienen verwendet werden. Diese Massnahmen genügen nicht immer, um ein befriedigendes Resultat zu erhalten. Ferner muss beachtet werden, dass die Beinachsenkorrektur auch eine vorbeugende Massnahme ist, um weiteren Schaden am Gelenkknorpel zu vermeiden. Daher sollte mit der Operation nicht allzu lange zugewartet werden. Bei fortgeschrittener Arthrose muss sonst ein Gelenkersatz gemacht werden.
Welche Operationen gibt es?
Gelenkspülung, Gelenkreinigung
Ist die Arthrose noch nicht fortgeschritten, so kann das Gelenk arthroskopiert werden (Kniespiegelung). Dabei wird das Gelenkinnere gespült, Meniskus- und Knorpelausfransungen sowie freie Gelenkkörper werden entfernt. Damit wird oft eine vorübergehende Beschwerdelinderung erreicht.
Induktion, Verlagerung von Knorpel
Ist der Knorpeldefekt klein und lokalisiert, gibt es seit einiger Zeit eine Vielzahl von Methoden zur Knorpelbildung und Verlagerung.
Umstellungsoperation
Ist nur ein Teil des Gelenkes geschädigt, kann es eventuell durch eine Umstellungsoperation (Umstellungs-Osteotomie) erhalten werden. Durch diese Operation werden die Belastungen innerhalb des Gelenkes neu verteilt und die Beschwerden bzw. Belastung im betroffenen Gelenkteil werden erträglich.
(Teil-)Ersatz des Kniegelenkes
Bei einer sehr starken Zerstörung des Gelenkknorpels besteht außerdem die Möglichkeit, die Gelenkfläche teilweise oder vollständig durch eine Prothese (Endoprothese) zu ersetzen.
Unikompartimenteller Knieersatz
Unikompartmeteller Knieersatz (Röntgenbild)
Tibial medial (am Schienbeinkopf innen) aufklappend
Der Schienbeinkopf wird durchtrennt und nach Aufklappung mit einer Platte und Schrauben wieder stabilisiert.
X-Bein (Valgusdeformität) femoral medial zuklappend
= am Oberschenkelknochen auf der Innenseite zuklappend
Der Oberschenkelknochen wird oberhalb der Gelenkrollen durchtrennt und ein Knochenkeil entnommen. Danach wird der Knochen in der Korrekturstellung neu aneinandergefügt. Die Fixierung erfolgt mit einer Platte und Schrauben.
Vorteile der Beinachsenkorrektur
Die Beweglichkeit ist in der Regel besser als nach einem Gelenkersatz.
Das natürliche Gelenk kann erhalten werden und die Option Gelenkersatz bleibt immer noch offen.
Sport ist im Rahmen der Schmerzen möglich ohne Gefahr der Lockerung eines künstlichen Gelenkes.
Nachteile der Beinachsenkorrektur
Es können Restbeschwerden verbleiben, die für die meisten aber gut erträglich sind. In seltenen Fällen können starke Schmerzen persistieren, so dass man in der Folge doch einen Gelenkersatz durchführen muss.
Die Platte kann stören. Sie kann frühestens nach einem Jahr entfernt werden.
Operatives Vorgehen für die Korrektur des O-Beines
Vor der Operation wird mit einer Ganzbeinaufnahme die Fehlstellung genau erfasst und die Korrektur berechnet. Unter radiologischer Kontrolle wird mit der oszillierenden Säge der Schienbeinkopf gezielt durchtrennt und auf der Innenseite genau nach Planung aufgeklappt. Anschliessend wird in der korrekten Position die Aufklappung mit einer Titanplatte fixiert.
Behandlung nach der Operation
Abschwellende Therapie
Unmittelbar nach der Operation wird um das Kniegelenk und den Unterschenkel ein Kompressionsstrumpf oder eine elastischen Binde angelegt. Als zusätzliche abschwellende Massnahme sollte das Bein hochgelagert werden. Zur Entzündungshemmung und gleichzeitiger Schmerzstillung werden für einige Tage nach der Operation Tabletten (nicht steroidale Entzündungshemmer) verabreicht. Als Nebenwirkung dieser Therapie können Magenbeschwerden auftreten, die man unverzüglich dem Arzt melden sollte. Eine längere Anwendung der nicht steroidalen Entzündungshemmer sollte vermieden werden, da die Heilung des Gewebes auf längere Sicht behindert wird.
Thromboseprophylaxe
Zur Vorbeugung einer Thrombose (Blutgerinnsel im Venensystem) sollten Sie möglichst bald regelmässig das Sprunggelenk vollständig und das Kniegelenk dosiert bewegen. Nach der Operation wird für mindestens 6 Wochen ein blutverdünnendes Medikament (niedermolekulares Heparin z.B. Fragmin) unter die Haut gespritzt. Die Blutverdünnung wird erst abgesetzt, wenn ein fast normales Gehen möglich ist.
Bewegung/Belastung
In den ersten Tagen sollte die Beweglichkeit wegen der Gefahr der Nachblutung nicht forciert werden. Die Fortbewegung erfolgt mit Gehstöcken. Dabei darf in der Regel bis zur Schmerzgrenze belastet werden. Aufgrund der Röntgenkontrolle 6 Wochen nach der Operation entscheidet man über eine Vollbelastung.
Rauchen
Rauchen beeinträchtigt die Knochenheilung. Um diese nicht zu verzögern, verlangen wir vor der Operation bis mindestens 8 Wochen nach der Operation nicht zu rauchen
Nachkontrolle
Die Hospitalisationszeit beträgt ca. 4-8 Tage. In dieser Zeit werden eine Röntgenkontrolle sowie eine physiotherapeutische Behandlung durchgeführt. Nach 14 Tagen sollte eine klinische Kontrolle beim Arzt erfolgen. Zu diesem Zeitpunkt werden die Fäden entfernt und entschieden wie lange die Physiotherapie zur Verbesserung der Kraft und der Beweglichkeit weitergeführt werden soll. Radiologische Kontrollen erfolgen nach 6 und 12 Wochen sowie nach einem halben und einem ganzen Jahr. Die Metallentfernung kann bei der letzten Kontolle geplant werden.
Arbeitsunfähigkeit
Die Arbeitsunfähigkeit beträgt im Minimum 3Wochen (guter Verlauf und sitzende Tätigkeit) und beträgt bei körperlich Tätigen 2-4 Monate. Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt am besten schrittweise. So besteht die Möglichkeit regelmässig die Physiotherapie zu besuchen und sich nach der Arbeit genügend zu erholen. Das Autofahren kann wiederaufgenommen werden, wenn man sicher stockfrei gehen kann.
Sport
Gymnastik, Radfahren, Spazierengehen und leichtes Wandern sind erlaubt. Bewegungsübungen bei welchen das Gewicht des Körpers aufgehoben wird, wie z.B. Bewegungsübungen im Wasser oder Radfahren sind besonders zu empfehlen. Fahrradfahren auf dem Hometrainer ist möglich, wenn eine Kniebeugung von 110° möglich ist. Wichtig ist, dass der Sattel genug hoch ist und zu Beginn mit wenig Widerstand getreten wird. Nach 3-4 Monaten sollte die übliche sportliche Tätigkeit wieder aufgenommen werden können. Wettkampfsport und Kontaktsportarten sollten nicht vor 6 Monaten erfolgen.
Allgemeine Risiken
Den Erfolg seiner Behandlung und ihre Risikofreiheit kann kein Arzt garantieren. Die allgemeinen Gefahren operativer Eingriffe wie Thrombosen (Bildung von Blutgerinnseln), Embolien (Schlagaderverschlüsse durch verschleppte Gerinnsel), Infektionen, Blutungen mit der Notwendigkeit von Blutübertragung (mit seinerseits Infektionsgefahr), Verletzungen von Blutgefäßen und Nerven (mit Lähmungserscheinungen), grössere Weichteilschäden sowie Sudecksche Erkrankung (sehr schmerzhaften Knochenentkalkung und / oder Weichteilschwellung mit Funktionseinschränkung), Druckschäden an Weichteilen und Nerven, überschießende und störende Narben verzögerte Knochenheilung oder Frakturen sind dank der Fortschritte der Medizin aber seltener geworden. Wir können auch mehr als früher dagegen tun.
Spezielle Risiken
Bei Umstellungsosteotomien wird zur Schonung des vorgeschädigten Gelenkes eine leichte Überkorrektur angestrebt. Trotz genauer Planung und Operation sind Abweichungen nicht ganz zu vermeiden. Änderungen der Beinlänge sind höchstens in kleinem Umfang (in der Regel unter 1cm zu erwarten)
Bei Umstellungen, die mit einer Drehung verbunden sind, kann es zu sogenannten Drehfehlstellungen des Beines (Außen‑ oder Innendrehung bzw vermehrte Beugung und Streckung) kommen.
Wie bei jeder Operation am Knochen kann die Knochenheilung verzögert sein, und es können Knocheneiterungen entstehen. Ein zweiter Eingriff und eine unter Umständen langwierige Behandlung können dann erforderlich werden. Einige der genannten Komplikationen können Nachoperationen erforderlich machen.
Wie sind die Erfolgsaussichten?
In der Regel sind die
Patienten mit dem Erfolg der Operation zufrieden. Durch den Eingriff werden die Schmerzen reduziert, die Belastung des Kniegelenkes verbessert, das Gelenk in der Regel langfristig erhalten
werden. Die Belastbarkeit im Alltag und beim Sport nimmt in der Regel zu.
Bitte helfen sie uns
Vor der Operation durch
vollständiges Ausfüllen ihrer Vorerkrankungen, Operationen, Unverträglichkeiten und Medikamente auf dem Patientenfragebogen. Insbesondere wichtige Allergien und Blutverdünnung (inklusive Aspirin und Plavix) müssen aufgeführt und dem Arzt auch persönlich mitgeteilt werden. Die Blutverdünnung muss einige Tage vor der Operation gestoppt werden.
sorgfältige Beantwortung der Fragen, die wir Ihnen stellen.
Hinweise auf besondere Belastungen z. B. durch ihre Berufstätigkeit oder Ihr Hobby.
Nikotinabstinenz um dem Gewebe (Haut, Sehnen, Bänder) die optimalen Heilungschancen zu geben.
Vermeiden von Übergewicht.
Nach der Operation durch
unverzügliche Information falls Schmerzen, Bewegungs‑ oder Gefühlsstörungen, Temperaturerhöhung oder Verfärbungen der Haut auftreten. Es kann sich dabei um Durchblutungs‑ oder Nervenstörungen oder eine Infektion handeln, die rasch behandelt werden müssen.
um die gewissenhafte Beachtung der empfohlenen Nachbehandlung (Vergleiche auch Kapitel: Behandlung nach der Operation):
Belastung: bis zur Schmerzgrenze für 6 Wochen, dann zügiger Übergang zur Vollbelastung nach der unauffälligen radiologischen und klinischen Kontrolle.
Thromboembolieprophylaxe mit niedermolekularem Heparin für mindestens 6 Wochen und bis zum hinkfreien Gehen.
Nachkontrolle: 2, 6, 12 Wo, 6 und 12 Monaten.
Physiotherapie ambulant für mindestens 6 Wochen.