Wie ist das Schultergelenk aufgebaut und wie funktoniert es?
Pfanne / Oberarmkopf
Das Schultergelenk besteht aus einer Pfanne (ähnlich wie ein Teller mit überhöhtem Rand) in fast senkrechter Stellung, in welcher der fast kugelförmige Oberarmkopf ruht. Der Kopf und die Pfanne sind wie jedes Gelenk von Knorpel überzogen. Der Knorpel mit seiner glatten Oberfläche erhöht die Gleitfähigkeit des Gelenkes.
Bänder / Kapsel / Lippe
Der Oberarmkopf wird durch die Kapsel und die Bänder in der Pfanne gehalten. Die Überhöhung der Pfanne wird durch eine zirkuläre Lippe (Labrum) gebildet, die der Funktion eines Dichtungsrings entspricht und mithilft, den Oberarmkopf in der Pfanne zu zentrieren.
Schulterdach / Acromion
Das Dach der Schulter wird durch das Acromion, das Schultereckgelenk (= AC Gelenk), dem Rabenschnabelfortsatz (processus coracoideus) und dem CA-Band, das zwischen diesen beiden knöchernen Strukturen liegt (= Ligamentum coracoacromiale = CA Band), gebildet.
Rotatorenmanschette
Die Bänder und die Kapsel werden von den vier Sehnen des inneren Muskelsehnenapparates der Schulter umgeben (sogenannte Rotatoren-manschette). Diese Sehnen sind einerseits mit den Muskeln verbunden, welche die Schulter in alle Richtungen bewegen und andererseits mit den Knochen, einem Zugseil ähnlich.
Anteile der Rotatorenmanschette: 4 Sehnen
1. Supraspinatussehne: zieht die Schulter, je nach Ausgangssituation, hauptsächlich nach seitlich oben.
2. Infraspinatussehne: macht eine Aussen-rotation (=Drehung nach aussen).
3. Teres minor Sehne: macht ebenfalls eine Aus-senrotation.
4. Subscapularissehne: macht eine Innen-rotation, d.h. der Arm geht nach hinten, z.B. an das Gesäss.
Zusätzlich zieht der vom Ellbogen kommende Bicepsmuskel mit seiner langen Sehne zum Oberrand der Pfanne. Er liegt am Oberarmkopf in einer Vertiefung (=Sulcus), darüber liegt ein Band (ligamentum transversum). Der Bicepsmuskel hat eine zweite kurze Sehne (kurze Bicepssehne), die zum Rabenschnabelforsatz
(=processus coracoideus) zieht.
(Linkes Bild Schulter von vorne, rechtes Bild Schulter von der Seite)
Äussere Muskeln der Schulter
Neben dem inneren Muskelsehnenapparat gibt es zusätzlich die äusseren Muskeln der
Schulter. Der wichtigste Muskel ist der Deltamuskel (M. deltoideus). Er bildet die sichtbare Schulterkontur und unterstützt Schulterbewegungen in alle Richtungen. Er zieht allerdings auch den Oberarmkopf nach oben und ist der Gegenspieler der Sehnen der Rotatorenmanschette, welche die Schulter nach unten ziehen.
Zwei weitere Muskeln sind der Brustmuskel (M. pectoralis) und der breite Rückenmuskel (M. latissismus dorsi). Wichtig für eine einwandfreie Funktion ist das harmonische Zusammenspiel von Anspannung und Entspannung sämtlicher Muskeln.
Schleimbeutel der Schulter
Zwischen der Rotatorenmanschette und dem Schulterdach liegt der Schleimbeutel der Schulter (Bursa
subacromialis). Bei Erkrankungen der Rotatorenmanschette kann dieser entzünden und anschwellen, oft entstehen starke Ruheschmerzen und Beschwerden bei Seitwärtsbewegungen. Mittels abschwellenden Medikamenten und Spritzen kann oft eine Linderung erzielt werden. In gewissen Fällen muss der Schleimbeutel arthroskopisch entfernt werden.
Nerven
Nerven, die von der Halswirbelsäule einerseits zur Schulter, andererseits bis an die Hand ziehen, laufen an der Schulter in unmittelbarer Nähe vorbei. Bei Verletzungen der Schulter (z.B. Oberarmbruch, Schulterluxation) oder auch Operationen der Schulter können diese Nerven gezerrt werden. Meistens erholen sie sich, jedoch kann dies sehr lange dauern (Monate).
Der Schultergürtel
Das Schultergelenk ist Teil des Schultergürtels, der wiederum aus 4 Gelenken besteht:
Die Bewegung der Schulter ist ein Zusammenspiel aller 4 Gelenke, wobei das Schultergelenk etwa 70% der Gesamtbeweglichkeit ausmacht. Bei der Seitwärtsbewegung des Armes kippt das Schulterblatt um 60° und das Schultergelenk um 120°, wodurch eine Gesamtbeweglichkeit von 180° entsteht. Das Schulterblatt macht somit einen ererblichen Anteil an der Beweglichkeit des Schultergürtels aus.